In Memoriam Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Thöne
Am 15. Juli 2016 verstarb völlig überraschend der Präsident des DVW e.V., Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Thöne, im Alter von nur 59 Jahren. Betroffen und tief bewegt haben wir in einer sehr privaten Trauerfeier bei einer Seebestattung vor der Insel Föhr von ihm Abschied genommen.
Karl-Friedrich Thöne, 04.08.1956 - 15.07.2016
Prof. Dr.- Ing. Karl-Friedrich Thöne wurde am 4.8.1956 in Neu-Garstedt ( Kreis Harburg ) geboren. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst als Panzerpionier studierte er zwischen 1976 und 1982 Geodäsie an der Technischen Universität Berlin. Das anschließende Referendariat absolvierte er als Jahrgangsbester und war als Stipendiat des Oberprüfungsamts zu einen Studienaufenthalt in Portugal (Restrukturierung der Landwirtschaft im Zuge des EU-Beitritts). Sein beruflicher Schwerpunkt war über all die Jahre die Landentwicklung. Begonnen hat er 1985 in der Niedersächsischen Agrarstrukturverwaltung, wechselte 1990 an das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und wurde hier 1996 Leiter des Referats Landentwicklung. In dieser Zeit wurde er 1994 an der Technischen Universität Berlin zum Dr.-Ing. promoviert. Das Thema der Dissertation „ Die agrarstrukturelle Entwicklung in den neuen Bundesländern. Zur Regelung der Eigentumsverhältnisse und Neugestaltung ländlicher Räume“ zeigt sein ganzes Interesse an der politischen Dimension der Landentwicklung. 1998 wechselte er in das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt. Als Abteilungsleiter trug er die Verantwortung für mehr als 2000 Bedienstete. In dieser Funktion gestaltete und verantwortete er auch viele Veränderungen seiner Verwaltung. Eine herausragende Stellung nimmt dabei sicher die Schaffung einer Anstalt des öffentlichen Rechts „Thüringen Forst“ ein. Landentwicklung in ihrer ganzen Bandbreite, das Forstwesen und der Naturschutz lagen ihm stets besonders am Herzen. Hier hat er sich beim regionalen Entwicklungsvorhaben „das GRÜNE BAND“ mit internationalem Bezug ganz besonders engagiert.
Er hatte eine Vielzahl von gesellschaftlichen wie auch berufsständischen Ehrenämtern inne, die er engagiert und mit großem Einsatz wahrnahm. Hierzu gehören seine Mitwirkung in der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Sozialökonomie oder auch seine Aufsichtsratstätigkeit in der Thüringer Landgesellschaft, um nur zwei zu benennen. In einer ganzen Reihe von internationalen und nationalen Ausschüssen, Kommissionen und Beiräten wirkte er mit und hat dort unsere fachlichen wie berufsständischen Interessen vertreten.
Hervorzuheben sind sein Lehrauftrag als Honorarprofessor an der Technischen Universität Dresden für den Bereich „Internationale Bodenpolitik und Bodenpolitik für ländliche Räume“ sowie der Lehrauftrag an der Technischen Universität München für den internationalen Postgraduierten-Masterstudiengang „Landmanagement and Land Tenure for Professionals“.
Der DVW e.V. wählte Prof. Dr. Thöne zum 1.1.2001 zu seinem Vizepräsidenten. Nach 8 Jahren in dieser Funktion wurde er zum 1.1.2009 zum Präsidenten unseres Vereins gewählt. Fast 16 Jahre hat er an herausragender Stelle die Vereinsinteressen gestaltet, vertreten und befördert. Dieses außerordentliche Engagement und sein großer persönlicher Einsatz waren ihm nur möglich dank der verständnisvollen Unterstützung durch seine Frau Jutta und seine Tochter Mareike.
In diesen 16 Jahren hat sich der DVW kontinuierlich weiterentwickelt. Karl-Friedrich Thöne war Motor, Initiator und Lenker. Es entstand eine neue Verbandspolitik, die ein engeres Miteinander und mehr Kooperation schuf. Ein Ausdruck ist der Verbändepark auf der jährlichen INTERGEO, ein weiterer die Bildung der Interessengemeinschaft Geodäsie (IGG). Gemeinsam entwickelte Strategien und Papiere, die auch im politischen Raum auf Resonanz stoßen, sind ein Ausdruck des neuen Miteinanders. Unseren Berufsstand gesellschaftspolitisch zu betonen, die richtigen Themen zu adressieren und damit ein größeres Interesse zu wecken, ist ein herausragendes Ziel dieser Initiative. Hierzu gehört auch die Wiederbelebung des Begriffs der Geodäsie mit entsprechenden werblichen Kampagnen. Ein zentrales Thema aber war über alle Jahre das Engagement für den Berufsnachwuchs. Die Website „Arbeitsplatz Erde“, die auch von den Kollegen der Schweiz und Österreichs übernommen wurden, ist ein Vorzeigebeispiel.
In seiner Ägide haben sich auch die inneren Strukturen des DVW weiterentwickelt. Eine intensivere Kommunikation mit den Mitgliedern, den Landesverbänden und den Arbeitskreisen gehören ebenso dazu wie neue Kommunikationskanäle, seien es die DVW-news oder die Präsenz auf twitter, Facebook und Xing. Der DVW ist moderner geworden, ohne seine Tradition zu verlieren. Bewahren und Erneuern sind wichtige Elemente in seiner Präsidentschaft gewesen. So ist er auch das immer bedeutender gewordene internationale Vereinsgeschäft angegangen. Sich in Europa einzubringen und dabei national wichtige Interessen im Weltverband aktiv zu vertreten, war ihm immer ein Anliegen. Entsprechend ist die deutsche Beteiligung in den entsprechenden Gremien und Ausschüssen zunehmend gefragt. In der FIG hat er nachhaltig und erfolgreich auf Veränderungen hingewirkt. Neue Beteiligungsstrukturen, nachvollziehbare Finanzierungen und eine stärkere politische Wahrnehmung sind wesentlich durch ihn voran gebracht worden.
Damit einher geht auch die Weiterentwicklung der INTERGEO. Die INTERGEO ist internationaler geworden, hat ein intensiveres Verhältnis zu den Ausstellern entwickelt und wird mit Recht als weltweit größte Veranstaltung im Bereich Geodäsie, Geoinformation und Landentwicklung bezeichnet. Sie ist national und international die zentrale Plattform für Innovation und Kommunikation in unserer Branche. Karl-Friedrich Thöne hat diese Entwicklungen mit großer Tatkraft und persönlichem Einsatz vorangebracht.
Er war nicht nur Präsident, er war Ideengeber und - wenn nötig - Querdenker. Der DVW verliert mit ihm einen Freund und Ratgeber, einen politisch motivierten Gestalter und einen bedeutenden Geodäten. Er hinterlässt im DVW große Fußabdrücke, die nur schwer auszufüllen sein werden. Wir – das sind die Landesvereine des DVW, seine Arbeitskreise und die Mitglieder des Vorstandes – zollen ihm Dank und Anerkennung und dies von ganzem Herzen.
Wir werden ihm und seinem Wirken für den DVW ein ehrendes Andenken bewahren.
Für den DVW
Hagen Graeff